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Die Unlogik der Verteufelung steigender Lebenserwartung

09.Juni 2014 |  Kategorie: Blog

Steigende Lebenserwartung ist kein Damoklesschwert für die Gesellschaft. Eine Revision der üblichen Argumente verdeutlicht dies.

Der Anstieg der menschlichen Lebenserwartung in Wohlstandländern scheint ungebremst, hingegen sind die Geburtenraten rückläufig. Dies stellt die betroffenen Gesellschaften vor vermeintlich unlösbare Probleme, wenn die Generationengerechtigkeit angesprochen ist. Jedoch anstatt die steigende Lebenserwartung anzuprangern und den Kritikern der kinderlosen Langlebigkeitsanhänger nach dem Mund zu reden, sollten sich die Verteufeler des demokratischen Wandels einmal über ihre wackeligen Argumente gewahr werden.
Lebenserwartung Deutschland-Welt 1960-2009.svg

Lebenserwartung Deutschland-Welt 1960-2009“ von Sven Drefahl - Eigenes Werk with data from the Human Mortality Database (ohne Welt). Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.

Falsche Prämissen (und daher falsche Schlüsse)

Die bei der Diskussion der Probleme hinsichtlich des demographischen Wandels teilweise nur implizit unterstellten Prämissen und gezogenen Schlussfolgerungen stellen sich herkömmlich wie folgt dar.

- Die maximale Lebenserwartung ist begrenzt. Eine von Geburt an entfackelte Zündschnur des Todes („programmierter Tod“), führt zum Unvermeidlichen und die Zündschnur der Spezies Mensch hat eine unverrückbare maximale Länge.

- Die steigende durchschnittliche Lebenserwartung (nicht maximale) resultiert derzeit aus medizinischem Fortschritt, währenddessen in der Vergangenheit Effekte aus verbesserter Hygiene und besserer Nahrungsversorgung überwogen. So wird die maximale Lebenserwartung abgesehen von Genmanipulationen bald erreicht.

- Spiegelbildlich formuliert: Die Gebrechlichkeit und der Verlust der produktiven Kräfte nehmen im Zeitverlauf stets zu und werden nur durch die Medizin kompensiert.

- Der medizinische Fortschritt verlängert das Leben ohne die Lebensqualität zu bewahren, so dass die Zeitspanne der Invalidität künstlich ausgedehnt wird. So würde die Demenzphase bei Herzgesundheit ausgeweitet.

- Geringere Geburtenraten bzw. die Umkehrung der Alterspyramide sind schädlich. Dies gilt einmal als Folgerung, denn wenige Gesunde müssen überspitzt formuliert viele „Halbtote“ am Leben erhalten. Dadurch leiden die Renten- und Vorsorgesysteme, die nur von den Jungen bedient werden. Anderseits als Wertung: Junge sind unsere Zukunft, sind kreativer, bringen die Gesellschaft voran und werden selbst um ihre Zukunft betrogen, wenn sie nicht gezeugt werden.

- Die Schädlichkeit wird auch pseudowissenschaftlich begründet: Viel Nachwuchs ist evolutionär notwendig, denn nur so kann die Population Mensch am Leben erhalten werden. Kinder sind Produkt der natürlichen Selektion aus dem Pool der fitten Eltern, während das genetische Material von Alten zusehends unbrauchbar ist.

Tatsachen

- Inzwischen ist es eine Binsenweisheit der Evolutionslehre, dass die maximale Lebenserwartung variabel ist. Kinder langlebiger Menschen erben nun einmal faktisch ein langes Leben ermöglichende Gene. Die „maximale“ Lebenserwartung ist dann nur noch diejenige des langlebigsten Individuums. Das Prinzip konnte durch Fliegenexperimente bestätigt werden, bei denen die Lebenserwartung dieser Spezies um den Faktor vier erhöht wurde, indem nur die Eier der Ältesten von Generation zu Generation für die Fortpflanzung selektiert wurden. Das Herunterticken einer für alle Zeiten zementierten Lebenszeit für die Spezies Mensch ist somit ein Märchen.

- Der Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung ist partiell auch weiterhin wohlstands­bedingt getrieben. Unkenrufen zum Trotz hat sich die individuelle Ressourcenausstattung auch in letzten Jahrzehnten weiter verbessert, nicht zuletzt dank der Individualisierung. Diese mündet schließlich grundsätzlich in verbesserter Eigenpflege, aber auch höherem Fortpflanzungsalter. Durch Letzteres gelangen Genvarianten, die sich auch in höheren Lebensjahren als nützlich erweisen, vermehrt in den Genpool der Nachfolgegeneration, wodurch ebenso die maximale Lebenserwartung nach dem selben Mechanismus wie bei den Fliegenexperimenten steigt.

- Spiegelbildlich formuliert: Auch ohne medizinischen Fortschritt als Heilsbringer geht der körperlich-geistige Verfall von Generation zu Generation langsamer vonstatten.

- Die Prämisse des Ausdehnens der invaliden Lebensphase trifft zu, allerdings nur nachrangig partikulär zum Gesamtbild. Faktisch jedoch nimmt die gesunde Lebensspanne zu, wenigstens absolut, wenn auch nicht anteilig zur Gesamtlebensspanne. Hochbetagte Reisewütige, Rentnersportgruppen oder nicht altersmüde „Störenfriede“, die eigenen Kindern tatkräftig in den Alltag hineinpfuschen, zeugen davon.

- Da die gesunde Lebensspanne zunimmt, ist die Aussage „immer mehr Junge müssen immer mehr Alte tragen“ sinnentleert; sie tun es faktisch aufgrund des aktuellen Generationenvertrages. Die Zeitspanne der „jungen Jahre“ wird ja ausgedehnt, und die „Alten“ sind ja nur in den allerletzten Lebensphasen invalid. Bis dahin sind sie gleichwohl produktiv und kreativ, wie dies für jeden gesunden Menschen zutrifft. Vielleicht nicht mit gleichem Elan, aber keineswegs zur Untätigkeit verdammt. Der „Betrug“ an der nächsten Generation entzieht sich gänzlich dem Verständnis. Wem wird da was vorenthalten? Haben Spermien und die Gebärmutter ein verbrieftes Naturrecht auf dauerhafte Beschäftigung?

- Die evolutionäre Schädlichkeit rückläufiger Geburtenraten ist ein weiteres Märchen. Lebenserwartung und Geburtenraten sichern angesichts der Ressourcenlage das Überleben einer Spezies, wenn sie im Gleichgewicht sind. Von einem mehr impliziert von anderem weniger und umgekehrt. So trivial das ist, so richtig ist es. Besonders langlebige Spezies wie der Süßwasserpolyp haben wenige Feinde, gute Ressourcenausstattung, schlichtweg eine günstige Umwelt. Diese pflanzen sich dann selten fort und der Nachwuchs ist kerngesund trotz des oftmals hohen chronologischen Alters der Eltern zum Zeitpunkt der Fortpflanzung.

Die Lehren daraus

Der demografische Wandel ist kein Damoklesschwert für die Gesellschaft. Vonnöten ist eine Anpassung der Sozial- und Vorsorgesysteme. Namentlich die Anhebung des Rentenalters ist wegen der Ausdehnung der gesunden Lebensphase Generationengerechtigkeit par excellence. Man stelle sich vor, die Menschen werden irgendwann tatsächlich im Schnitt 120 Jahre alt und sind davon rund 110 relativ gesund, zumindest autonom „funktionsfähig“. Was soll dann bitteschön ein Rentenalter von 60 Jahren?

Wenn jemand gesund und theoretisch produktiv ist, dann leuchtet nicht ein, wieso er sich aus dem gesellschaftlichen Leben mit Pflichten trotz aller vergangenen Verdienste zurückziehen soll. Hier liegt die Schuld natürlich nicht bei den Alten, sondern es herrscht ein allgemeiner kultureller Fatalismus vor. Nach dem Motto „zu alt für...“ wird den Alten der Ausschluss aus der Gesellschaft nahezu nahegelegt, dem sich Ältere oftmals zähne­knirschend, aber auch manchmal allzu vorauseilend, unterwerfen. Auf der anderen Seite ist der Jugendhype nicht nachvollziehbar. Jugend ist nur die Krone der Schöpfung, solange die evolutionär siebende Umwelt dies bestätigt. Ein Wimpernschlag in der Evolution durch plötzliche Umweltänderung kann die Vorgängergeneration als fitter erscheinen lassen.


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