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Ist Aubrey de Grey ein Scharlatan?

09. Oktober 2011

Aubrey de GreyIm letzten Jahrzehnt hat sich ein Mann zur Leitfigur der populären Anti-Aging-Bewegug emporgeschwungen: Aubrey de Grey. Mit unbändiger Neugier hat sich der 1963 in London geborene Informatiker zunächst als Seiteneinsteiger autodidaktisch breites Wissen über die Biogerontologie, der Lehre vom biologischen Altern, beigebracht. Seitdem schickt er sich an, mit unvergleichlichem Elan und hartnäckiger Unbeirrtheit die Forscher- gemeinde für seine Ideen zu begeistern. Als Quereinsteiger versteht er es, neue Ideen und ungewöhnliche Perspektiven einzubringen, die ihm einerseits Bewunderung einbringen. Anderseits wird er für seine unkonventionelle Art auch getadelt. Welche Seite hat nun Recht? Ist Aubrey de Grey der in Medien präsentierte Heilsbringer oder stattdessen gar ein Scharlatan? Eine Vorstellung seiner Konzepte und seines Wirkens soll Aufschluss bringen.

Eine neuer Weg

Das Kernanliegen de Greys ist die Beschwörung der Forschergemeinde, sie möge sich mehr um die Erforschung von Strategien gegen das Altern bemühen. Dabei hat er aber seine ganz eigene Sicht der Dinge. Den Schlüssel, das Altern aufzuhalten, sieht er weniger in der Untersuchung der unendlich komplizierten biochemischen Prozesse, woraus präventive Eingriffe ableitbar sind, und ebenso nicht in der Kurierung bereits eingetretener irreversibler Alterserscheinungen. Prävention ist seiner Meinung nach schön und gut, die Erforschung des Stoffwechsels gehe aber ihrer komplexen Natur nach zu langsam vonstatten. Aubrey de Grey will eine Forschung etablieren, die schneller praktisch verwertbare Ergebnisse liefert. Sein brillanter Einfall ist, die Stoffwechselvorgänge nicht besserwisserisch zu beeinflussen, sondern eindeutige Stoffwechselfehler im Nachhinein zu beheben. Freilich sollte dies rechtzeitig geschehen, bevor die im Einzelnen recht harmlosen Fehler akkumulieren und echte Schäden nach sich ziehen.

Strategien zur Bekämpfung des Alterns

Seinen unter dem Schlagwort „Reparatur“ zutreffend zu betitelnden Ansatz (de Grey gebraucht den Begriff „Engineering“) hat er systematisch ausgebaut. De Grey geht dabei von den „seven deadly things“ aus, also von sieben Ursachen des Sterbens aus, die seiner Meinung nach abschließend das Sterben determinieren. So kommt er zu seinen „Strategies for Engineered Negligible Senescence“ (SENS), mit denen er für jede Ursache die grundlegende Strategie zu deren Bekämpfung im Sinne seines Reparatur-Paradigmas formuliert. Nachstehend in aller Kürze die Sterbeursachen bzw. besser gesagt -Kategorien:

(1) Proteinverkettung, d. h. blutzuckerbedingte Verschweißung von gewebsbildenden Proteinen zu unflexiblen Strukturen, was u. a. zu Arterienversteifung führt.

(2) Außerzellulärer Müll wie „Senile plaques", die zur Alzheimerkrankheit beitragen.

(3) Intrazellulärer Müll wie oxidiertes Cholesterin in den Fresszellen des Immunsystems, die dadurch degenerieren.

(4) Zellverlust, der z. B. zu Parkinson führt. Eventuell durch Stammzellentherapie behebbar.

(5) Überflüssige Zellen, die alterungsbedingt dysfunktional sind und stören, aber nicht absterben.

(6) DNA-Mutationen, die u. a. zu Krebs führen

(7) Mitochondriale Mutationen, wodurch die eigentlich energieproduzierenden Mitochondrien Müll" absondern.

Das Ende des Alterns

Mag SENS vielleicht sehr neuartig sein, so erscheint es nicht ganz so revolutionär wie de Greys Bild von der Zukunft. Sollte SENS irgendwann einmal erfolgreich verfangen, dann wäre das Sterben besiegt. Tausend Jahre und länger anhaltendes Leben würde zur Selbstverständlichkeit und nur Unglückfälle würden dem Leben ein Ende setzen. Ansonsten müsste in bestimmten Zyklen der Stoffwechselmüll entfernt werden und alle wären glücklich. Nun, an dieser Stelle schallt Aubrey die Kritik nur so um die Ohren. Überbevölkerung, Ressourcenknappheit, Evolutionsstopp usw. – ewiges Leben für alle führt zwangsläufig zu diesen Problemen. De Grey hat eine radikale Lösung: Keine Kinder! Zumindest für diejenigen, die ewig Leben wollen. Für sich hat de Grey schon entschieden, dass er keine Kinder will. Das Sterben sieht er als eine Krankheit und ihre Verhinderung als ein Urrecht des Menschen. Damit rechtfertigt er, die Evolution durch Nachwuchs quasi außer Kraft zu setzen. Die Fortentwicklung der Menschheit würde hauptsächlich durch die Steigerung der Kreativität sichergestellt, die im Laufe der Zeit bei jedem Individuum zunähme, wenn es niemals alt wird. „Niemals alt“ heißt auch ein Buch von Aubrey de Grey, das flott und kenntnisreich geschrieben ist.

Der Versuch einer Einordnung Aubrey de Greys

Was ist von alldem zu halten?

Man muss klipp und klar sagen: Aubrey de Grey ist kein Wissenschaftler. Hierfür fehlt ihm nicht nur die wissenschaftliche Praxis, die sich auf seinem Fachgebiet vornehmlich im Labor abspielt. Das steht nicht im Widerspruch, dass er auf wissenschaftliche Methoden setzt und sich mit seinem „Methuselah Mouse Prize“ um die Förderung der entsprechenden Forschung bemüht. Daher ist er sicherlich kein Guru oder Spinner, der seine Heilsbotschaft aus eitlem Antrieb den Jüngern predigen würde. Am besten lässt sich unser Aubrey mit seinen Ideen in eine metawissenschaftliche bzw. fast schon philosophische Ebene verorten. Er ist der Ideengeber und Theorienbilder und steht dabei zweifelsfrei in Beziehung zur Realität. Sein Reparatur-Ansatz könnte man im gewissen Sinne als die Begründung eines speziellen Forschungsparadigmas deuten, dessen Urvater und Mentor er quasi wäre. Von der Fachwelt wird de Grey letztlich eher ignoriert. Das ist nicht verwunderlich, hat er doch weder das Anti-Aging erfunden, noch einen handfesten Forschungsbeitrag geliefert. Gleichwohl darf seine Ausstrahlung nicht verkannt werden, wie auch seine, ein gewisses Genie bergende Art, die richtigen Fragen zu stellen und neue, potentiell begehbare Wege aufzuzeigen. Wie gut sich seine Wege beschreiten lassen und wie schnell sein Traum vom ewigen Leben näher rückt, wird sich noch erweisen.




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